DIY: Boulder-/Kletterwand

Wie baue ich eine 5m2 Boulder-/ Kletterwand?

Dieses Jahr gibt es als Weihnachtsgeschenk für mein Götti Kind eine “do it yourself” Indoor-Boulder-/ Kletterwand. Obwohl das Projekt schon über ein Jahr alt ist, wurde es nun realisiert. Die Seiten beschreiben unsere Arbeitsvorgänge, helfen mit einigen Skizzen, welche ich nach dem Bau erstellt habe und eine hoffentlich vollständige Materialliste soll die Planung und Ausführung erleichtern.

Die Kosten werden sich so gegen CHF 600-800 bewegen. Der Arbeitsaufwand ca. 5h Vorbereitung (Bestellen, Bestaunen etc.) und ca. 12-15h für die Umsetzung. Wobei viel Zeit beim erstmaligen “sinnvollen” Routen schrauben beansprucht wird.

Da die Kletterwand hauptsächlich von Kindern genutzt wird, ist die Höhe auf 2.5 Meter begrenzt, sowie eine Matte am Boden, um Stürze abzufedern.


Inhalt


Gedanken während der Planung

Es empfiehlt sich gewisse Gedanken vor der Materialbeschaffung und dem Bau zu machen. Hilfreich werden diese Seiten sein:

Zusätzlich sollte man sich mindestens folgende Gedanken machen:

  • Wie viel Platz (Höhe + Breite) habe ich?
  • Ist der Platz geeignet? Wie sieht ein Worst-Case Sturz aus?
  • Wie kann ich die Wand für Kinder genügend absichern?
  • Wie stabil ist die Verankerung an der Wand/Decke? Ggf. Statiker beiziehen?
  • Will ich eine Wand mit einer Neigung?
  • Habe ich das handwerkliche Geschick eine Wand zu bauen? Wer kann ich zu Rate ziehen?
  • Will ich eine Boulder- oder Kletterwand haben? Toprope oder Vorstieg? Toprope und Vorstieg nur um Technik zu lernen oder aktiv zu nutzen?
  • Will ich die Möglichkeit haben ab und an neue Routen zu schrauben?

Arbeitsschritte

1. Wandplatten: Löcher bohren

1.1. Die Wandplatte auf die Klappböcke (Tischbock) legen und mit einem Doppelmeter und einem Bleistift das Raster für die Löcher der Klettergriffe aufzeichnen.

1.2. Die zweite Wandplatte unter die Platte mit dem Raster legen (d.h. beide Platten gleichzeitig bohren –> Hälfte der Löcher bohren).

1.3. Jeweils ein zusätzliches Holz mit zwei Schraubzwingen unter die zu bohrenden Löcher spannen, um ein Ausbrechen des Holzes zu verhindern.

1.4. Alle Punkte mit einem 5mm Holzbohrer vorbohren.

1.5. Mit einem 12mm Holzbohrer die Löcher auf ihre Schlussweite für die Schlagmuttern öffnen. Tipp: Der Bohrer Durchmesser ist abhängig von den Schlagmuttern. Bsp. verwendeten M10 Schlagmuttern benötigen einen 12mm Holzbohrer.

Holzwand mit gebohrten Löchern

Holzwand mit gebohrten Löchern (Lochraster)

1.6. Die Holzsplitter beidseitig und bei allen Löchern mit feinem Schleifpapier oder einem Multischleifer entfernen.

2. Wandplatten: Antirutsch Beschichtung

2.1. Nur eine Platte auf dem Holzbock mit der Vorderseite nach oben legen.

2.2. Zweikomponenten Anstrich mit dem Aggregat vorbereiten (gemäss Anleitung, Schutzvorschriften beachten –> Atemschutz, Brille, Handschuhe, lange Kleidung)

2.3. Anstrich mit einem Kurzflorroller (Farbroller). Tipp: Die Farbe wird sehr schnell fest nach dem Mischen. Nachschub im grossen Behälter immer verschlossen halten oder weniger mischen (Mit der Waage abmessen).

2.4. Die Platte zum Trocknen weglegen. Tipp: Es dauert ca. drei Tage bis der Geruch komplett weg ist.

2.5. Dieselben Schritte für die zweite Platte durchführen.

3. Wandrahmen

3.1. Die Leisten, analog dem zu erstellenden Rahmen, auf dem Boden auslegen (und ggf. noch beschriften: links, oben, unten etc.)

3.2. Falls nicht am endgültigen Standort: jeweils die Winkelverbindungen an der Mittelverstrebung und an den Elementen des Bodens und der Decke anbringen. Die Winkel mit vier Schrauben je Seite verankern.

3.3. Die Wandbefestigungen 3x oben (nicht in der Mitte! Dort kommt die Mittelverstrebung hin), 3x je Seitenverstrebung gleichmässig verteilt, sowie die Mittelverstrebung mit je 3x befestigen.

3.4. Rahmen zusammensetzen indem die Winkel verschraubt werden (mit 3 Personen geht es besser). Wenn genügend Platz vorhanden ist, am Boden zusammenschrauben.

3.5. Bei jeder Holzverbindung mit einem 5mm Bohrer vorbohren und zusätzlich mit einer langen Schraube den Holzrahmen zusätzlich verstärken.

3.6. Rahmen am endgültigen Platz aufstellen. Die Löcher für die Wandbefestigung mit Bleistift anzeichnen. Löcher mit Bohrhammer bohren. Den Rahmen am Winkel mit Dübel und Schraube befestigen.

4. Montage und fertigstellen

Nachdem die Antirutsch Beschichtung komplett ausgehärtet ist (keinen Geruch mehr absondert), geht es mit folgenden Schritten weiter:

4.1. Schlagmuttern auf der Rückseite der Kletterwand, mit einem Hammer in die vorgebohrten Löcher schlagen.

4.2. Wandplatten an den Rahmen stellen, ausrichten. Mit einem 5mm Bohrer die Löcher für die Befestigung der Wandbretter am Rahmen vorbohren.

4.3. Die Wandbretter der Höhe entlang mit sechs und der Breite mit je vier 6x60mm Schrauben, inkl. an der Mittelverstrebung, festschrauben.

4.4. Für Toprope oder Vorstieg: Kletteranker/Bolts montieren (optional). Kette für Toprope zuoberst an zwei Bolts mit je einem Maillon Rapide befestigen. Maillon Rapide als Umlenker durch zwei Kettenglieder befestigen.

4.5 Mit Vorsicht die Wand auf ihre Festigkeit testen. Z.B. an die Kettehängen und je eine Person pro Seite, die die Wand auffangen/abbremsen könnten. Oder einen Bolt an verschiedenen Stellen festmachen und diesen belasten.

5. Routen schrauben

5.1. Klettergriffe mit Akkuschrauber montieren. (Nm für Griffbefestigung beachten) Tipp: Der normale Baumarkt führt eventuell keine Innensechskant H10. Wir haben ein 10mm Inbusschlüssel (Innensechskant) ca. auf 8cm Länge geflext, um einen Aufsatz für den Akkuschrauber zu haben.

Für die optimale Griffmontage siehe die FAQ für Tipps.

5.2. Griff-Festigkeit testen und ggf. noch nachziehen. Hierbei gilt es zu beachten, dass mit der Antirutsch-Beschichtung die Griffe besser an der Wand halten werden.

6. Sicherheit (für Kinder) erhöhen

Folgende Tipps können zum Erhöhen der Sicherheit für Kinder helfen:

  • Matten/Crashpads/Matratze in Übergrösse, um auch links und rechts der Wand weich zu fliegen. Es sollte beachtet werden, dass der Kopf nicht auf hartem Untergrund aufschlägt.
  • Keine Bolts und Maillon Rapide befestigen, da Kinder diese ggf. ungewollt Griff verwenden, was bei einem Sturz fatale Folgen für die Finger hätte.
  • Anstatt eine vertikale, eine überhängende Wand konstruieren. Der Fall ist somit eher nicht an die Wand. Es sollte beachtet werden, dass dies mehr Krafteinsatz beim Klettern benötigt.
  • Keine Kanten, Möbel, Gegenstände in der möglichen Flugbahn.
  • Die Griffe bei der Montage so montieren, dass in der Höhe grössere und somit sicher zugreifende Griffe vorhanden sind.
  • An der Seite der Wand keine Griffe montieren, die einem beim Sturz einen Drall nach aussen geben, wie dies bei einem offenen Seitengriff der Fall wäre.

Hast du Feedback, Fragen oder Ergänzungen? Würdest was anders machen? Schreibe einen Kommentar!

2 Kommentare

  • Lisa

    Hallo!
    Ich habe eine schräge Wand, was ein super Überhang wäre.
    Kann ich die Kletterwand auch direkt an die Stahlbetonwand mit großen Schrauben/Dübeln befestigen? Also ohne Rahmen?
    Was würde dagegen sprechen?

    Danke schonmal im Voraus und LG
    Lisa

    • Hi Lisa,

      ohne die Statik deiner Wand genau zu kennen, dürfte es ein Problem bei der Griffbefestigung mit den M10 Schrauben geben: Die Schrauben gehen meistens über das Schraubgewinde hinaus, daher sie sind länger wie nur das Gewinde. Die Klettergriffe der verschiedenen Hersteller sind auch unterschiedlich Tief in Bezug auf die Schraubbefestigung. Dies könntest das aber Lösen mit Distanzhalter zu der Wand, jedoch könnte das Problem mit der Stabilität der Wandfläche geben. Wenn du das lösen kannst, sollte es eigentlich schon gehen mit der Befestigung direkt an der Wand, wobei du beim Überhang sicher noch die Stärke des Holzes (durchbrechen der Schraube) berücksichtigen musst. Lass das bitte aber von einem Spezialist abklären. 🙂

      Liebe Grüsse
      Toby

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